Pfahlgründungsverfahren im Überblick

Der Bohrpfahl ist einer der am meisten verwendeten Tiefgründungspfähle und wird eingesetzt um bei nicht tragfähigen Untergründen die Bauwerkslast auf tiefliegende, tragfähige Bodenschichten zu übertragen. Aufgrund des einzigartigen Gründungsverfahrens bietet die Bohrpfahlgründung viele Vorteile, ist jedoch auch entsprechend anspruchsvoll in der Umsetzung. Es gibt zwar unterschiedliche Arten der Bohrpfahlgründung für verschiedene Anwendungen, das Grundprinzip ist aber immer das Gleiche.

Pfahlgründungsverfahren im Überblick

Aufbau und Funktionsweise

Bohrpfähle dienen als Stütze für ein Bauwerk und reichen bei lockerem Grund bis in die tiefen, festeren Schichten. Dadurch wird der instabile Baugrund überbrückt und das Bauwerk mit den tragfähigen Schichten verbunden, die Traglast wird also dorthin abgeleitet und das Bauwerk ist sicher verankert.

Anders als bei einigen Pfahlgründungsverfahren werden Bohrpfähle nicht vorab gefertigt, sondern entstehen erst innerhalb des Bohrloches. Dabei kommen je nach Baugrund und Anforderungen einige unterschiedliche Verfahren zum Einsatz, die jedoch alle demselben Grundprinzip folgen: Erst wird das Bohrloch gebohrt und dabei meist mit einem Bohrrohr vor dem Einbrechen geschützt. Anschließend wird das Loch betoniert und gegebenenfalls das Bohrrohr entfernt.

Die einzelnen Arten der Bohrpfahlgründung unterscheiden sich hauptsächlich in dem angewandten Bohrverfahren - wobei das Dreh- und das Greifbohrverfahren am häufigsten sind - und darin ob und wie das Bohrloch vor Einbrüchen oder Auflockerungen im umgebenden Grund geschützt wird, beispielweise durch Verrohrung oder Flüssigkeitsüberdruck. Die Pfähle unterscheiden sich lediglich in Länge, Durchmesser und Art des Betons. Welche Betonart verwendet wird, hängt im Normalfall von der Länge der Pfähle und dem umliegenden Untergrund ab, so wird zum Beispiel Unterwasserbeton verwendet, wenn das Bohrloch mit flüssigen Füllungen geschützt wird.

Bohrpfähle können alleinstehend eingesetzt oder zu Pfahlgruppen oder Stützmauern kombiniert werden und decken so eine Vielzahl an Einsatzszenarien ab. Eine Bohrpfahlwand wird gebildet, indem etliche Pfähle nebeneinander verbaut werden. Dabei gibt es drei gängige Ausführungen: Die aufgelöste Bohrpfahlwand mit Abständen zwischen den Bohrpfählen, die tangierende Bohrpfahlwand mit aneinander liegenden Pfählen und die überschnittene Bohrpfahlwand.

Anwendungsbereiche für den Bohrpfahl

Die Bohrpfahlgründung ist inzwischen weit verbreitet, weil sie sehr vielseitig einsetzbar ist und die meisten Anwendungsbereiche abdeckt. Bevorzugt werden Bohrpfähle besonders dann, wenn hohe Baulasten getragen werden müssen oder der Baugrund andere Tiefengründungsverfahren ausschließt, weil beispielsweise umstehendes Bauwerk nicht erschüttert werden darf oder der Baugrund mit Hindernissen durchsetzt ist. Typische Anwendungen sind Autobahnbrücken, Gebäudeerweiterungen oder generell allerlei Bauwerke, die auf unsicherem Baugrund entstehen sollen oder Stützwände benötigen.

Vor- und Nachteile der Bohrpfahlgründung

Die Verwendung von Bohrpfählen hat sich inzwischen durchgesetzt und gehört zu den meist verwendeten Pfahlgründungsverfahren. Das liegt vor allem an der Vielseitigkeit des Verfahrens und den vielen Vorteilen die es anderen Verfahren gegenüber bietet. Die Qualität der Stützpfeiler hängt dabei jedoch stark von der Sorgfältigkeit der Bohrmannschaft ab, da der Bohrvorgang sehr aufwendig ist und ohne anspruchsvolle Bohrausrüstung und hochqualifiziertes Fachpersonal nicht gelingt.

Neben der Flexibilität in Bezug auf Pfahldurchmesser und -anordnung und den Baugrund liegen die maßgeblichen Vorteile im Bohrverfahren selbst. Anders als beispielsweise bei der Verwendung von Rammpfählen entsteht beim Bohrvorgang kaum Erschütterung, sodass instabile Baugründe nicht zusätzlich aufgelockert werden und das Verfahren auch in der Nähe von empfindlichen Bauwerken eingesetzt werden kann. Da der Bohrvorgang zu entsprechend wenig Lärmentwicklung führt, ist das Verfahren auch für den Einsatz in Wohngebieten o.ä. beliebt.

Wie bereits erwähnt, eignet sich der Bohrpfahl auch für sehr schwierige Baugründe, da die Pfahllänge einfach an die Untergrundverhältnisse angepasst werden kann und sowohl die durchfahrenen Schichten als auch die Gründungssohle genau überprüft werden können. Dazu kommt, dass bei der Bohrung auch harte Hindernisse Problemlos durchfahren werden können.

An ihre Grenzen stößt die Bohrpfahlgründung, wenn eine hohe Neigung der Bohrpfähle erforderlich ist oder die Pfähle in Tiefen von über hundert Metern reichen müssen. Für derartige Anwendungen eignen sich im Normalfall andere Verfahren besser.